Hoffnung leben und davon reden

„Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen“. So schreibt es Ernst Bloch im Vorwort zu seinem Buch „Das Prinzip Hoffnung“. In der Zeit des 2. Weltkrieges, als Leid und Tod die Welt erschütterten, hat Bloch über Hoffnung nachgedacht. Für ihn ist Hoffnung das unzerstörbare Gut der Menschheit, weil jeder Wünsche und Träume hat, die er versucht zu verwirklichen. Das klingt, als wäre Hoffnung eine Art Überlebensstrategie, um in schwierigen Zeiten zu bestehen - eben ein Prinzip. Doch gilt auch für mich persönlich, was für die Menschheit allgemein gültig ist? Mag sein, dass die Menschen trotz aller Rückschläge immer wieder neu zu hoffen wagen, aber reicht das für mich, wenn ich von Trauer und Resignation überrollt werde? Hoffnung muss begründet sein, wenn sie mehr sein möchte als „Zweckoptimismus“; und nur begründete Hoffnung erweist sich als tragfähig.

Im ersten Petrusbrief, eine Art Rundbrief an die Gemeinden Ende des ersten Jahrhunderts, ist Hoffnung ein großes Thema. Mit einer Grundsatzerklärung beginnt der Apostel sein Schreiben: „Gottlob, wir sind wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten!“ Für Petrus ist die christliche Hoffnung kein bloßes Prinzip oder menschliches Wünschen. Christliche Hoffnung beruft sich auf das, was zu Ostern geschehen ist. Jesus ist auferstanden, er hat den Tod besiegt. Im Glauben an Jesus bekommen wir schon jetzt Anteil an seinem österlichen Leben und damit an dieser Hoffnung. Sie ermöglicht es uns, in schwierigen Zeiten Geduld zu haben und das Leiden anzunehmen. Diese Hoffnung lässt uns danach suchen, was dem Leben dient und ewigen Wert hat, statt sich in Nichtigkeiten zu verlieren. So sind wir gerufen, ein Leben zu führen, das von Hoffnung bestimmt ist.  

Diese Hoffnung fordert uns als Christen heraus, sie anderen zu bezeugen. „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt“, mahnt der Apostel in seinem Rundbrief. (1. Petrus 3,15/ Monatsspruch für April) Petrus möchte, dass wir in Sachen des Glaubens sprachfähig werden. Wer Rechenschaft abzulegen hat, muss Gründe bringen, er kann nicht im Unverbindlichen bleiben. Er muss selbst von diesen Gründen überzeugt sein und ein entsprechendes Leben führen, sonst wirkt sein Zeugnis unglaubwürdig. Ein Lebensstil, der von Hoffnung motiviert ist, wird bei anderen Aufmerksamkeit hervorrufen und Anfragen provozieren. So hat es die frühe Kirche erlebt. „Seht, wie haben sie einander so lieb“ oder „Die Christen sterben anders“, wird im Römischen Reich den Christusnachfolgern nachgesagt. Darin klingt Respekt an, solch eine Lebensweise macht neugierig. Wir haben unseren Glauben niemandem aufzudrängen, aber ihn so leben, dass wir gefragt werden, um Auskunft geben zu können. So lernen wir nicht nur, aus der Hoffnung zu leben, sondern auch von ihr zu reden. Dann ist christliche Hoffnung nicht nur Zweckoptimismus, sondern Lebensart.

Im Namen des Kirchenvorstandes und aller Mitarbeiter grüßt sie herzlich

Ihr Pfarrer Daniel Förster