Keine Sorge!

Keine Sorge - Volksfürsorge! Mit dieser Parole hat früher eine Versicherung für ihre Angebote geworben. Keine Sorge, wir kümmern uns um Sie! Keine Sorge, wir wollen nur Ihr Bestes. Wenn eine Versicherung das sagt, werden wir skeptisch. Ist das Beste, was da gewollt wird, vielleicht doch nur mein Geld?

Keine Sorge! Oft soll dieser Satz Ängsten vorbeugen oder Trost spenden. Manchmal sagen wir diese Worte zu anderen aus Verlegenheit, weil wir ihre Not sehen und helfen wollen. Aber kann, wer diese Worte spricht, wirklich verstehen, was den anderen bewegt und bedrückt? Sorgen sind die Stoßwellen der Angst um die Zukunft, heißt es. Diese Stoßwellen machen uns mürbe und müde, sie lähmen und engen den Spielraum ein. Sie schlagen wie wütende Meereswellen gegen die Steilküste und spülen diese aus, bis irgendwo Schaden entsteht. Was wird aus den Kindern und Enkeln? Bleibe ich gesund, wenn ich älter werde? Kann ich wirtschaftlich mithalten oder droht mir der soziale Abstieg? Können die Kriege in der Welt gestoppt werden? Lässt sich der Klimawandel aufhalten? Gegen solche Fragen und Sorgen sind wir auch als Glaubende nicht immun, wir sind dem ausgesetzt wie die Steilküste den Wellen des Meeres. Wir sind gespannt und vorsichtig. Wir verlieren das Vertrauen zu uns selbst und das Vertrauen auf Gott.

Paulus kennt solche Sorgen. In seinen Briefen schildert er öfters seine Nöte und Anfechtungen. Aber er hat einen Weg gefunden, damit umzugehen: „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitte mit Dank vor Gott.“ (Philipper 4,6/ Monatsspruch für Juli). Ähnliche Worte kennen wir von Jesus, der in der Bergpredigt sagt: „Sorgt euch nicht um euer Leben, sondern seid zuerst auf das Reich Gottes ausgerichtet.“

Paulus leugnet die Sorgen nicht, aber er weiß damit umzugehen. Er gibt die Sorgen bei Gott ab, teilt sie mit ihm und erfährt so Entlastung und Trost. Er scheint verstanden zu haben, dass die Zukunft für uns unverfügbar bleibt. Daran ändert sich nichts, auch wenn wir uns noch so sehr Gedanken machen und ins Grübeln kommen. Vorsorge zu treffen ist gut, verantwortlich und weitsichtig zu handeln ist unsere Aufgabe. Wir sind dazu gerufen, unser Leben zu führen und das uns Mögliche zu tun. Vieles aber ist unserem Vermögen entzogen, wir stoßen immer wieder an Grenzen und merken, dass wir das Leben nicht im Griff haben.

Dagegen hilft nur eines: sich verlassen und auf Gott vertrauen. Im Gebet legen wir Gott unsere Sorgen und Nöte hin. Wir bitten ihn um sein Erbarmen und vertrauen darauf, dass er wirklich nur unser Bestes möchte. Zugleich akzeptieren wir im Gebet unsere begrenzten Möglichkeiten und geben dem Willen Gottes Raum. Wir stellen unsere Sache Gott anheim, wie es früher ausgedrückt worden wäre. Dann nehme ich meine Zukunft aus seiner Hand und höre die Worte des Paulus nicht als billigen Trost oder Mangel an Empathie, sondern als Einladung zu mehr  Gelassenheit und Gottvertrauen.

Im Namen des Kirchenvorstandes und aller Mitarbeiter grüßt Sie herzlich

Ihr Pfarrer Daniel Förster