Jesus, die schöne Weihnachtssonne
Jesus, die Weihnachtssonne? Diese Metapher ist ungewöhnlich. Wir kennen andere Bilder für Jesus: der gute Hirte, das Brot des Lebens, der Weg zum Vater. Und natürlich Jesus als Licht der Welt, was in der Advents- und Weihnachtszeit einen besonderen Platz hat. Aber Jesus als Sonne?
Dabei wurde der Termin des Weihnachtsfestes mit Bedacht auf den 25. Dezember gelegt.
An diesem Tag feierte man in Rom den Geburtstag des römischen Sonnengottes als Sol invictus - die unbesiegbare Sonne. Diesen Termin zu besetzen hieß, einen Anspruch zu erheben: Jesus ist das wahre Licht; die Sonne, die Heil und Leben bringt. Zu Weihnachten kommt dieses Licht zur Welt und wird in dem Kind von Bethlehem ein Mensch. Alle anderen Lichter - große wie kleine - müssen hinter diesem Anspruch zurücktreten.
Zum anderen hat die Metapher der Sonne eine biblische Entsprechung. Der Prophet Maleachi, der letzte der zwölf kleinen Propheten, kündigt damit das Eingreifen Gottes an. Gott spricht: Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln (Maleachi 3,20a / Monatsspruch für Dezember).
Für den Propheten ist die aufgehende Sonne ein Bild der Hoffnung. Die Dunkelheit wird weichen, der Tag bricht an mit seinen Chancen und Aufgaben. Klarheit entsteht, Begegnungen werden möglich. Maleachi hat in einer Zeit gewirkt, die wenig Aufbruchsstimmung versprühte, eher Resignation und Ermüdung. Zwar wurde der Tempel nach dem Exil wieder aufgebaut, aber Israel blieb von fremden Mächten beherrscht. Profitgier unter den Mächtigen mehrten das Unrecht, die Frommen beklagten den Erfolg der Frevler und klagten Gott dafür an. Dem tritt Maleachi entgegen mit seiner Vision: Die Sonne der Gerechtigkeit wird aufgehen. Gott selbst wird eingreifen, seine Gerechtigkeit kommt ans Ziel.
Gerechtigkeit wird später in der Verkündigung Jesu zum Kennzeichen für das Reich Gottes. Wer nach Gottes Gerechtigkeit hungert und dürstet, wird satt werden. Wer nach der Gerechtigkeit des Reiches Gottes trachtet, gewinnt alles andere hinzu. Den Christen in Korinth schreibt Paulus, dass Christus unsere Gerechtigkeit geworden ist. Im Bild des Maleachi gesprochen: Er verkörpert die Sonne der Gerechtigkeit und zu Weihnachten ist diese Sonne aufgegangen und verbreitet seitdem ihr Licht. Nun kommt es darauf an, mich davon ergreifen und motivieren zu lassen, wie es im Weihnachtslied von Kaspar Friedrich Nachtenhöfer heißt:
„Drum, Jesu, schöne Weihnachtssonne, bestrahle mich mit deiner Gunst;
dein Licht sei meine Weihnachtswonne und lehre mich die Weihnachtskunst,
wie ich im Lichte wandeln soll, und sei des Weihnachtsglanzes voll.“ (EG 40,V5)
Im Namen des Kirchenvorstandes und aller Mitarbeiter grüßt Sie herzlich
Ihr Pfarrer Daniel Förster