Licht machen oder licht werden?
Die „Lichtelzeit“ hat begonnen. Im Erzgebirge wird diese Zeit mit einer eigenen Kultur begangen. Die Sehnsucht der Bergleute, die im Winter nur wenig vom Licht gesehen haben, hat zu dieser Kultur geführt. Um den Bergmann, wenn er abends nach der Schicht nach Hause kam, willkommen zu heißen, wurde eine Kerze ins Fenster gestellt. Heutzutage arbeiten die Wenigsten untertage, aber Lichter werden mehr als genügend angemacht, so dass es mitunter schon kitschig wirkt. Wird da zu viel Licht angemacht?
Vielleicht brennen bei uns so viele Lampen, weil uns die Sehnsucht nach dem einen, wahren Licht immer noch treibt, auch wenn wir keine Bergleute mehr sind. Diese Sehnsucht scheint tief in uns angelegt zu sein. Sie lässt sich nicht dadurch stillen, indem wir noch eine Lichterkette mehr aufhängen. Vom Licht machen ist auch im Monatsspruch für Dezember zu lesen: „Mache dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir.“ (Jesaja 60,1)
Wer genau hinhört, vernimmt den Unterschied. Es heißt: Werde licht! Nicht: Mach noch mehr Lichter an! In unserem Sprachgebrauch gibt es diesen Ausdruck „licht werden“ selten. Licht wird da kleingeschrieben und ist ans Verb gebunden. Licht werden heißt, anderen zum Licht werden, sich dafür einsetzen, dass es in ihrem Leben heller, freundlicher und wärmer wird. Dafür Sorge tragen, dass in ihr Leben etwas vom Licht Gottes hineinfällt. Auch das gehört zur Kultur des Advents, dass wir in diesen Tagen aufmerksamer sind für die Nöte anderer, wir Fantasie entwickeln und Überraschungen zulassen, um Menschen zu erfreuen.
Mit seiner Mahnung „Werde licht!“ hat Jesaja jedoch mehr gemeint, als ein bisschen freundlicher zu sein als sonst im Jahr. Ein Prozess soll ausgelöst werden. Wir sollen uns verwandeln lassen für diese Aufgabe, anderen zum Licht zu werden. Das bleibt nicht auf den Advent beschränkt, das geht weiter und soll zu einer Lebenshaltung werden. Wie die Kultur der „Lichtelzeit“ im Erzgebirge gepflegt wird, so soll dieses „licht werden“ zur Lebenskultur eines Christen werden. „Ihr seid das Licht der Welt“, sagte Jesus zu seinen Jüngern. „Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Ein paar Lämpchen mehr anmachen war damit nicht gemeint.
Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit sowie alles Gute für das Jahr 2025 wünscht Ihnen im Namen des Kirchenvorstandes und aller Mitarbeiter
Ihr Pfarrer Daniel Förster