Nichts tun und Stille halten!

Während der Corona-Zeit gab das Gesundheitsministerium einen Aufklärungsfilm heraus. Mit theatralischen Worten, unterlegt mit emotionalen Bildern schildert ein älterer Herr im Rückblick, wie er seinerzeit als Student in Chemnitz die Coronapandemie durchgestanden hat. Auf die Frage, was er damals getan habe, überlegt er kurz und antwortete: „Eigentlich nichts“.

Diese Botschaft wollte der Film vermitteln, so sollte der Pandemie begegnet werden: keine Begegnung, keine Feiern, keine Aktionen! Einfach nichts tun! Manche fanden den Spot lustig, andere haben sich empört. Corona hat Stress verursacht und Ängste ausgelöst: Abstand halten, Maske tragen, Schulschließungen und Kontaktverbote - das war nicht lustig. Den Leuten zu raten, nichts zu tun, wirkte arrogant und hat den Frust noch verstärkt.

„Fürchtet euch nicht. Bleibt stehen und schaut zu, wie euer Herr euch heute errettete.“ (2. Mose 14,13/ Monatsspruch für Juni) So redete Mose zum Volk Israel. Dessen Lage war prekär. Aus Ägypten waren sie geflohen, um der Sklaverei zu entkommen. Gott hatte die Flucht ermöglicht, die dann am Schilfmeer endete. Vor ihnen das Wasser, hinter ihnen das ägyptische Heer, beides brachte den sicheren Tod. Was war zu tun? Weitergehen? Sich verstecken? Zum Gegenangriff übergehen? Angst kam auf und Angst führt oft zu unbedachten Handlungen.

„Fürchtet euch nicht und bleibt stehen!“ Wie viele sich über diese Worte empört haben, wird nicht berichtet. Was Mose zu sagen hat, ist eine Zumutung. Er mutet dem Volk zu, auf Gott zu vertrauen, statt in Aktivismus zu verfallen. Viele Jahre später ist vom Propheten Jesaja ein ähnlicher Satz überliefert: „Durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein.“ Stille werden, abwarten können, nichts tun wollen, muss kein Ausdruck von Resignation sein. Es ist eine Haltung, die aus dem Glauben erwächst und aktiv am Geschehen teilnimmt. Diese Haltung weiß um die eigenen Grenzen und rechnet mit dem Wirken Gottes. In dieser Haltung erkennt der Betroffene, was zu tun ist, ohne sich zu überfordern. Er kann hinnehmen, was nicht zu ändern ist, und wird, wenn die Zeit reif ist, mit Mut und Tatkraft das angehen, was zum Ziel führt. Denn die Israeliten sind nicht immer stehen geblieben. Als Mose den Befehl gab, sind sie aufgebrochen und durch das Meer gezogen. Im Vertrauen auf Gott haben sie sich der Bedrohung gestellt und sind errettet worden.

Wir leben in aufregenden Zeiten, in der sich viele aufregen und ihre Empörung lautstark äußern. Oft reagieren wir hektisch und aggressiv auf das, was sich uns in den Weg stellt. Aber Aktivismus verunsichert eher, statt dass Zuversicht vermittelt wird. In solchen Zeiten ist die Mahnung des Mose auch für uns eine Zumutung oder eine Erlösung: Fürchtet euch nicht. Vertrauen macht euch stark!    

Im Namen des Kirchenvorstandes und aller Mitarbeiter grüßt sie herzlich

Ihr Pfarrer Daniel Förster